Digitale Drehscheibe im Linienverkehr

Der KEP-Verbund Group4Transport hat mit einem neuen TMS seine komplexen Planungsprozesse vereinfacht und beschleunigt

Von Langenhagen nach Erlangen und wieder zurück, von Bonn nach Ditzingen in Baden-Württemberg, von Herne ins französische Envry oder in Rundkursen durch das Ruhrgebiet und ganz Deutschland: Die ­ Group4Transport plant täglich eine Vielzahl an KEP-Linienverkehren, die quer durch Deutschland und Europa führen, und steht dabei vor zahlreichen Herausforderungen.

Seit zwei Jahren setzt der Zusammenschluss von sechs mittelständischen Transportunternehmen im Linienverkehr das cloudbasierte Transport Management System Cartright von RIO ein. Die Lösung bietet den Disponenten der Dienstleister Spedition Hillert (Bocholt), WL Spedition (Herford), Johann Schober Transporte (München), Gelhard Logistik Service (Troisdorf ), Nord-Express Transport und Logistik (Langenhagen) und der European Express Transport Organisation (Moravská Třebová/Tschechien) eine verbesserte Übersicht der komplexen Prozesse ihres ­ Tagesgeschäfts.

Rund 320 ziehende Einheiten, die im Jahr rund 90.000 Touren absolvieren, machen die ­ Group4Transport zu einem kleinen, aber wichtigen Teil des riesigen KEP-Marktes, der jährlich etwa 7 Milliarden Pakete bewegt. Deutschlandweit sind etwa 800 bis 1.000 Transportdienstleister im sogenannten Linehaul-Verkehr zwischen festen Stationen tätig, was höchste Präzision und detaillierte Planung erfordert. Pünktlichkeit und ein zuvorkommender Kundenservice prägen in diesem Segment das Tagesgeschäft.

Fahrplanmanagement und Ressourceneinsatz

„Im Linienverkehr geht es weniger um Ladungs- und Tourenbildung – entscheidend sind vor allem ein ausgefeiltes Fahrplanmanagement und eine transparente Ressourceneinsatzplanung“, erklärt Burkhard Bräkling, der die Group4Transport als externer Berater in Digitalisierungsfragen unterstützt. Die in dem Unternehmensverbund bis dato eingesetzten digitalen Systeme waren zunehmend an ihre Grenzen gestoßen und konnten die speziellen Anforderungen des Linienverkehrs nicht mehr erfüllen,  hat er ­ beobachtet.

Deshalb hat Bräkling dem Verbund empfohlen, ein neues Transport Management System (TMS) anzuschaffen, das komplexe Prozesse unterstützt und darüber hinaus die spezifischen Anforderungen dieses Marktsegments erfüllt. „Ein wichtiges Kriterium für die mittelständischen Unternehmen war eine cloud-basierte Software, die kein eigenes IT-Management verlangt“, betont Bräkling. Ein weiteres Muss war die sogenannte vertikale Integration, also die Bereitstellung einer Fahrer-App zur Kommunikation sowie die digitale Erfassung und direkte Ermittlung aller fahrzeug- und fahrerrelevanten Daten. Direkt aus dem Fahrzeug in das System.

Die passende Cloudlösung mit Fahrplan- und Ressourcenmanagement fand die Group4Transport schließlich im TMS von TB Digital Services aus München. Die Anwendung der Traton-Tochter, die unter der Marke Rio digitale Services für die Transport- und Logistikbranche bündelt, verfügt zudem über einen zentralen Dispositionsleitstand.

Von der Ausschreibung bis zum Livebetrieb des Systems vergingenanschließend rund eineinhalb Jahre. Seit 2022 hat sich das TMS im Alltag der KEP-Dienstleister bewährt und die Arbeitsabläufe in der  Group4Transport deutlich vereinfacht. Große Bildschirme in der Disposition zeigen heute den Betrieb in Echtzeit und helfen dabei, Störungen frühzeitig zu erkennen.

Planung mit relevanten Eigenschaften

Die Disponenten erkennen mit einem Blick, welcher Fahrer wann gestartet ist, ob er pünktlich ankommt und welche Touren anstehen. Alle Fahrer und Fahrzeuge sind digital erfasst, mit all ihren relevanten Eigenschaften und Einsatzbeschränkungen, etwa bei der Beschäftigung von Fahrern aus Osteuropa. „Viele arbeiten zum Beispiel drei Wochen am Stück und haben anschließend eine Woche frei“, sagt Bräkling. Die Auswirkungen dieses Planungsturnus vollständig zu berücksichtigen, erreiche bei einer großen Belegschaft hohe Komplexität. „Diese Details sind im System hinterlegt und fließen automatisch in die Planung ein“, fügt Bräkling hinzu.

Das TMS berücksichtigt auch die für Linienverkehre als weitere Planungsgröße besonders wichtigen Feiertage und biete der Disposition die Möglichkeit, bei Bedarf Anpassungen an einer automatischen Vorplanung vorzunehmen. Die Software wertet zudem die Fahrerkarten automatisch aus und dokumentiert, wie lange ein Fahrer auf welchen Touren eingesetzt war und ob sich dabei besondere Vorkommnisse ergeben haben. So können die Dienstleister in dem Verbund ihre Lohn- und Spesenabrechnungen mit wenigen Schritten und deutlich vermindertem Fehlerpotenzial erledigen. Auch die angeschlossene App, mit der Fahrer unter anderem ihre Frachtpapiere digital erfassen, trägt zur Prozesssicherheit bei, weil sie die gesamte Kommunikation direkt in ihre Muttersprache­ übersetzt.

Seit der Einführung des TMS benötigen die Betriebe des Verbunds deutlich weniger Zeit für ihre Disposition, selbst kleine Teams können damit nun den Einsatz größerer Fahrzeugflotten planen. Das System sei zudem intuitiv zu bedienen, erleichtere die Einarbeitung neuer Mitarbeitenden und verringere so die Fehlerquote, sagt Berater Bräkling.

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