Italien wird demnächst den elektronischen Frachtbrief einführen. Seine Etablierung in Europa und auch darüber hinaus zielt auf eine kosteneffizientere und transparentere Dokumentation von Straßentransporten ab. Ab 2026 soll der sogenannte eCMR dann EU-weit verbindlich werden. Wir schauen für Sie auf den aktuellen Stand der Entwicklung.
Wer privat online etwas bestellt, kennt die E-Mail-Flut, die sich daraus ergibt. In einer Mischung aus relevanten Informationen und weiteren Marketingimpulsen, jedoch ebenso hinsichtlich einer rechtssicheren Abwicklung erhält der Bestellende eine Unmenge an Post. Hier zeigt sich die digitale Geschäftstätigkeit bereits auf einem qualitativ hohen Niveau, das in der Logistik an vielen Stellen noch nicht existiert. Aber Gesetzgeber und Branche arbeiten engagiert daran, dies zu verbessern – zum Beispiel mit Blick auf die Einführung des elektronischen Frachtbriefs für eine papierlose Dokumentation des grenzüberschreitenden Straßengüterverkehrs.
Das Italienische klingt für deutsche Muttersprachler aufgrund ihrer kulturellen Prägung nicht selten angenehm. Die Überschrift „La rivoluzione dell’export sempre più vicina grazie all’e-CMR“ eines dort beheimateten Logistikportals versprach zuletzt also nicht weniger als eine Revolution. Denn in diesem Frühjahr wurden nunmehr auch im Land südlich der Alpen die Weichen für die Einführung des elektronischen Frachtbriefs durch die Regierung gestellt. Aber gehen wir in Überblicksform zunächst noch einmal kurz in die Vergangenheit dieser Thematik.
Fakten zur Internationalen Vereinbarung über Beförderungsverträge auf Straßen:
Qualitätssprung erwartet
Weniger physisch mitzuführende Dokumente sind sicher für viele Speditionsunternehmen und ihre Fahrer ebenso verlockend wie das Einsparen von Papier aus ökologischer Sicht. Angesichts der in Studien immer wieder stichprobenartig festgestellten Fehleranfälligkeit klassischer Frachtbriefe – beispielsweise, wenn es um Vollständig- oder Lesbarkeit geht – erhoffen sich alle Beteiligten vom Verlader bis zum Empfänger aber dank des eCMR nicht zuletzt auch ein höheres Niveau bei der Abwicklung internationaler Transporte.
Hauptgründe zur Einführung des eCMR (nach Brancheninteressenvertretung IRU):
Für das Jahr 2026 planen die zuständigen Behörden die verbindliche Einführung in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Bis zu diesem Zeitpunkt müsste auch Deutschland, das diesen Schritt noch nicht rechtswirksam finalisierte, spätestens nachziehen. Genutzt wird der digitale Frachtbrief (zusätzlich) auch hierzulande bereits seit seiner Zulassung im April 2022 intensiv, wie eine bitkom-Studie Ende vergangenen Jahres herausfand, aber die finale Ratifizierung des eCMR-Protokolls steht noch aus.
Optimierter Blick auf die Lieferkette
Aus Sicht künftig noch stärker digitalisierter Lieferketten, in denen Silodenken überwunden wird und jeder Teilnehmer eines Transportauftrags die für ihn notwendigen Informationen korrekt und umgehend erhält, stellt der elektronische Frachtbrief eine weitere wichtige Variable in solch einer Erfolgsgleichung dar. Mit dem hieraus gehobenen und dabei präzise analysierten Datenschatz können Abläufe in der Disposition weiter verbessert werden, damit der Warenfluss in den folgenden Jahren und Jahrzehnten noch effizienter vonstattengeht. Dann passt auch hier die Vokabel von der „rivoluzione“, also der Revolution, wieder bestens.